Was Bud Spencer und Terence Hill für mich bedeuten

Steffen Anton, 29.03. 2024


Terence Hill wird heute 85 Jahre alt. Aus diesem Anlass präsentiere ich Euch hier einen Artikel, der aus zwei Texten zusammengesetzt wurde, welche vor einiger Zeit bereits auf Retrokram erschienen sind. Im ersten Teil gehe ich auf die Bedeutung des Duos für mich selbst ein, im zweiten Teil geht es um „Mein Name ist Somebody“, den letzten Kinofilm von Terence aus dem Jahr 2018. Ich habe den Inhalt überarbeitet und um einige neue Informationen ergänzt. Nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen und: Happy Birthday, Terence!

 

Irgendein Samstagabend des Jahres 1988. Der neunjährige Steffen sitzt mit seinen Eltern im Wohnzimmer, die Tagesschau ist gleich vorbei. „Wetten, dass..?“ lief erst letzte Woche, „Verstehen Sie Spaß?“ ist nächsten Samstag dran. Was also anschauen? Da wir keine TV-Zeitschrift besitzen und Videotext noch in weiter Ferne liegt, lassen wir uns überraschen. Schnell umschalten auf ZDF, da bringen sie bestimmt einen Film. Als die ersten paar Sekunden laufen, ist meinem Papa und mir klar: Der Abend ist gerettet. Es läuft „Das Krokodil und sein Nilpferd“. Bud Spencer und Terence Hill auf Safari, und ordentlich Prügel für die Bösewichte. Meine Mutter lässt es über sich ergehen. Am Montag darauf in der Schule ist der Film Thema Nummer eins. Jede Schlägerei wird minutiös nachgestellt, die Titelmelodie ertönt gepfiffen oder gesungen quer über den Pausenhof.

 

Wenn am Wochenende zur Prime Time die ganze Familie vor dem Fernseher vereint zusammen saß, dann war das etwas mit einer Lotterie vergleichbar. Viel zu oft liefen Sendungen, die mich wenig interessierten. Ab und an stand jedoch ein Film auf dem Programm. Wenn es sich hierbei auch noch um einen Western oder Actionfilm handelte, war ich überglücklich. Meine Kirschen auf dieser Sahnetorte waren die Prügelkomödien mit Bud Spencer und Terence Hill alias Carlo Pedersoli und Mario Girotti. Dass die beiden eigentlich Italiener sind, war mir in Kindheitstagen übrigens nicht bewusst und die Enthüllung dieser Tatsache in ihrer Schockwirkung später vergleichbar mit dem Fakt, dass die Weihnachtsgeschenke nicht vom Christkind gebracht werden.
Zur damaligen Zeit wurde der Grundstein meiner bis heute anhaltenden Begeisterung für das Duo gelegt. Als ich älter wurde, verlagerte sich das Interesse jedoch zunächst etwas in andere Bereiche. Denn nach der Öffnung der Grenzen wurde das TV-Programm vielfältiger, durch die Videotheken eröffnete sich zudem eine völlig neue Welt. Bud und Terence gerieten deshalb erst einmal in den Hintergrund. Mittlerweile hat sich das jedoch wieder geändert. Jedes Mal, wenn einer ihrer Filme im Fernsehen läuft und ich beim Zappen darüber stolpere, bleibe ich unwillkürlich hängen. Und mindestens einmal im Jahr wird eine zünftige Pfanne Bohnen zubereitet, die dann stilecht mit dem Holzlöffel zu einem der Western des Duos verschlungen wird. Es ist vermutlich die wohlige Erinnerung an meine Kindheit, die mich immer wieder zu den beiden zurückkehren lässt.
Trotz aller Sympathie und Begeisterung ist es so, dass ich heute manche der Spencer/Hill-Streifen lieber mag, als andere. Interessanterweise sind dies überwiegend gerade diejenigen, welche ich noch zu DDR-Zeiten erstmals zu sehen bekam. Meine eigenen Favoriten decken sich daher nur zu einem gewissen Teil mit den allgemein als besten angesehenen Filmen der beiden. Nachfolgend werde ich auf einige ihrer Arbeiten näher eingehen. Diese Auswahl wurde sehr subjektiv getroffen und soll auch keine persönliche Hitliste darstellen, denn es finden auch Filme Erwähnung, die ich als eher weniger sehenswert erachte. 

„Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970)

Bericht aus der "FF dabei"
Bericht aus der "FF dabei"

Dieser erste richtige Spaßwestern des Duos lief einen Tag nach meinem Geburtstag am 4. Februar 1989 im DDR-Fernsehen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Ab und an strahlten auch die staatlich kontrollierten Sendeorgane den einen oder anderen westlichen Film aus. Und da es bei Bud und Terence ja oft darum ging, es „denen da oben“ mal so richtig zu zeigen, passte dies durchaus in die Propaganda-Pläne der DDR. Warum mir der Sendetermin noch so genau in Erinnerung ist? Bekannte von uns hatten die „FF dabei“ abonniert. Diese (einzige) TV-Zeitschrift des Ostens war damals die Quelle meines Wissens und ist heute die Quelle meiner Erinnerungen. Selbstverständlich fand in dem großformatigen Heft nur das Programm der eigenen Sender Erwähnung. Die ausgelesenen Exemplare durfte ich oft haben, um diese zu plündern und Bilder auszuschneiden. Auf die Ausgabe von Anfang Februar hatte ich mich besonders gefreut. Die Abbildung von Bud, auf welcher er dem Gangster Emiliano eine Pistole ins Nasenloch steckt, habe ich seinerzeit sogar ausgeschnitten, um mir mit einer Sicherheitsnadel einen Ansteckbutton daraus zu basteln. Die damalige Kreativität kannte keine Grenzen.

Die gepfiffene Titelmelodie von Franco Micalizzi ist ein Ohrwurm und gilt für mich als der Western-Soundtrack schlechthin. Zudem gefällt mir Geschichte mit den mormonischen Siedlern, die es zu beschützen gilt. Sie erinnert etwas an „Die glorreichen Sieben“. Das stetige Hinarbeiten auf die große Schlägerei am Ende erzeugt eine gewisse Spannung und Vorfreude. Diese Keilerei habe ich damals mittels eines Audiokabels auf Kassette aufgenommen und täglich wieder aufs Neue angehört.

Ich mag den Film lieber als seinen Nachfolger „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (im DDR-Fernsehen „Der kleine und der müde Joe“). Dieser ist mir zu episodenhaft aufgebaut, es fehlt ein wenig der rote Faden. Außerdem sind Bud und Terence, die ja gerade ihre Italowestern-Phase hinter sich gebracht hatten, in „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ noch ein wenig rotziger unterwegs.

„Zwei bärenstarke Typen“ (1983)

Wieder einmal ein Artikel aus der "FF Dabei"
Wieder einmal ein Artikel aus der "FF Dabei"

Dies ist ebenfalls einer derjenigen Filme, bei denen meine Erstsichtung noch vor der Wende stattfand, und zwar am 18. Februar 1989, wieder im DDR-Fernsehen. Das Foto von Bud und Terence in der „FF dabei“ brannte sich tief in mein Gedächtnis ein. Bis heute gehört der Streifen zu meinen absoluten Favoriten des Duos. Gleichzeitig handelt es sich auch um den meiner Meinung nach letzten richtig guten Film, den sie überhaupt zusammen gemacht haben. Allgemein gebührt ja diese Ehre unter Fans dem ein Jahr später erschienenen „Vier Fäuste gegen Rio“. Doch dazu später noch mehr.

Die Lobby des Hotels Fountainebleu in Miami im Jahr 2019
Die Lobby des Hotels Fountainebleu in Miami im Jahr 2019

Ich mag das Geheimagenten-Setting, obwohl dadurch die Zahl der Prügeleien im Vergleich zu den anderen Filmen eher gering ist. Zudem bin ich ein Fan der Kulisse in Miami. Weiterhin sind die Roadmovie-Sequenzen zu Beginn des Films mit dem Truck sehr stimmig geraten. Für die Musik zeichnete erneut Franco Micalizzi verantwortlich. Im Jahr 2019 habe ich meinen Urlaub in Florida verbracht und selbstverständlich stand auch ein Besuch der Drehorte auf dem Programm, genauer gesagt im Hotel Fountainebleu sowie im Miami Seaquarium. Die Lobby des Hotels hat sich seitdem kaum verändert. Das fast schon surrealistische Ende des Films hat mich übrigens damals völlig von den Socken gehauen. Stichwort Teleportations-Toilette. 

„Zwei außer Rand und Band“ (1977)

Diesem Film bin ich erst nach der Grenzöffnung begegnet. Ich war damals freitags regelmäßig zu Besuch bei meinen besten Freund, um gemeinsam mit ihm Videospiele zu spielen und Filme anzuschauen. Es war das goldene Zeitalter der VHS-Kassette, und an einem dieser Nachmittage hatte er sich „Zwei außer Rand und Band“ ausgeliehen. Bud und Terence sind erneut in Miami unterwegs, dieses Mal unfreiwillig als Cops. Der Plot erinnert in seinen Grundzügen ein wenig an „Police Academy“, da die beiden eine Polizeischule besuchen und sich anschließend auf Verbrecherjagd begeben. Was diesen Film für mich ausmacht, sind sein Gute-Laune-Soundtrack, welcher dieses Mal von Maurizio und Guido De Angelis stammt sowie seine Running Gags. So sehen wir beispielsweise im Laufe der Handlung, wie immer mehr Autos der Bösewichte zu Schrott gehauen werden. Und bei der finalen Schlägerei auf einer Bowlingbahn gibt es immer wieder diesen einen Typ mit der karierten Jacke, der von Bud eins auf die Mütze bekommt. „Zwei außer Rand und Band“ gehört bis heute für mich zu den besten Arbeiten der beiden und besitzt einem hohen Wiederanschauungswert. 

„Vier Fäuste gegen Rio“ (1984)

Das VHS-Band des Films (man beachte die laufende Nummer meines Archivs).
Das VHS-Band des Films (man beachte die laufende Nummer meines Archivs).

Ich habe „Vier Fäuste gegen Rio“ ebenfalls erst Anfang der 1990er-Jahre kennengelernt. Mein Bruder hatte sich damals einen Videorekorder zugelegt und gelegentlich durfte ich in seinem Zimmer einen Film anschauen. Kaufkassetten waren jedoch meist sehr teuer. Daher führte mich mein Weg regelmäßig in die Videothek des Nachbarortes. Manchmal jedoch gab es aber auch etwas günstigere Filme auf VHS zu kaufen. Oft handelte es sich dabei um Budget-Varianten im billigen Pappschuber. Und so lief mir eines Tages im „Eins A“-Supermarkt „Vier Fäuste gegen Rio“ über den Weg, den ich bis dahin noch nicht kannte. Der unschlagbare Preis von 9,99 DM ließ mich (beziehungsweise meine Eltern, die freundlich von mir überredet wurden) zugreifen. Und so war dies eine meiner allerersten eigenen Kaufkassetten. Das ist auch der einzige Grund, warum dieser ansonsten meiner Meinung nach eher mittelmäßige Film hier aufgeführt ist. Weder mag ich das Setting in Rio besonders gern, noch die etwas nervige Doppelgänger-Story. Zudem wirken vor allem Bud aber auch Terence seltsam gealtert und eingerostet, obwohl der Film ja lediglich ein Jahr nach „Zwei bärenstarke Typen“ gedreht wurde. Lediglich die Titelmelodie hat erneut Ohrwurmqualitäten. Die Kassette besitze ich übrigens heute noch.

„Zwei wie Pech und Schwefel“ (1974)

Mir ist bewusst, dass der Streifen bei vielen als einer der besten gilt, hauptsächlich wohl wegen der Bierchen-und-Würstchen-Szene und der Chor-Sequenz. Mehrfach habe ich versucht, ihn anzuschauen und zu mögen, und bin jedes Mal aufs Neue gescheitert. Schon der Einstieg in die Handlung mit dem Autorennen wirkt sehr gezwungen und uninteressant. Und es wird dann leider nicht besser. Vielleicht ist es auch der Schauplatz, der mich stört, weil er für meinen Geschmack zu europäisch ist. Der Wilde Westen oder Miami sind mir dann doch irgendwie lieber. Ein weiterer Punkt: Die Schurken sind bei den Filmen des Duos aufgrund ihres parodistischen Charakters nie ganz ernst zu nehmen. Hier wird es jedoch mit dem Boss, der unter dem Einfluss eines Doktors steht, auf die Spitze getrieben. Das wirkt auf mich jedoch nicht mehr witzig, sondern einfach nur albern und blöd.

Zu den weiteren Filmen, die ich bereits vor der Wende gesehen habe, zählen „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972), „Das Krokodil und sein Nilpferd“ (1979), „Banana Joe“ (1981) sowie „Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen“ (1978). Alles andere begegnete mir erst im Laufe der 1990er-Jahre zum ersten Mal. Dementsprechend haben die genannten Streifen auch einen besonderen Platz in meiner persönlichen Hitliste inne.

Ich möchte noch kurz einige Worte zum Spätwerk des Duos loswerden. Die „Miami Cops“ von 1985 halte ich für völlig misslungen. Als noch schlechter erachte ich jedoch den letzten gemeinsamen Film „Die Troublemaker“ aus dem Jahr 1994. Das liegt vor allem an der gigantischen Chance, die damit vertan wurde. Dabei hätte das Western-Setting durchaus für einen würdigen Abschied getaugt. Aber die behäbige Regie von Terence Hill sorgt dafür, dass zu keiner Zeit das Flair der alten Filme erreicht wird. Dabei ist mir das fortgeschrittene Alter der Darsteller durchaus bewusst. Ich hätte mir Enzo Barboni, auch bekannt als E.B. Clucher, als Regisseur gewünscht, dann hätte aus dem Projekt vielleicht wirklich etwas werden können.

Besser wissen da die schon späten Solo-Abenteuer von Bud und Terence zu gefallen, genauer gesagt „Renegade“ (1987) und „Wenn man vom Teufel spricht“ (1991). Hier blitzt jeweils noch einmal das auf, was die früheren Filme des Duos so sehenswert gemacht hat. Beide sind übrigens – von Enzo Barboni.

 

Das öffentliche Interesse an den beiden Haudegen ist bereits seit einigen Jahren wieder entflammt. An Feiertagen kann man sich hiervon überzeugen, wenn wieder einmal ihre Filme im Fernsehen auf Dauerschleife laufen. Zudem erschien vor einigen Jahren mit „Slaps and Beans“ eine Umsetzung der Abenteuer von Spencer und Hill als Computerspiel im Pixel-Look in Form einer Prügelorgie mit der originalen Musik der Oliver Onions. Mittlerweile hat das Spiel sogar eine Fortsetzung erhalten. Ebenfalls vor einigen Jahren kam ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Sie nannten ihn Spencer“ in die Kinos, in dem sich zwei Fans quer durch Europa auf die Suche nach ihrem Idol begeben und dabei allerlei Weggefährten des Neapolitaners begegnen. Dieser Film hat insofern eine besondere Bedeutung, da Bud Spencer 2016 vor der Veröffentlichung des Streifens verstarb und es sich somit um das letzte Projekt mit seiner Beteiligung handelt.

„Mein Name ist Somebody“ (2018)

Diese gedruckte Autogrammkarte bekam jeder Besucher.
Diese gedruckte Autogrammkarte bekam jeder Besucher.

In diese Zeit der ohnehin schon erhöhten Aufmerksamkeit fiel der Kinostart von „Mein Name ist Somebody“, einem Herzensprojekt, an dem Terence Hill bereits einige Jahre gearbeitet hatte. Der damals immerhin schon neunundsiebzigjährige Schauspieler hatte es sich nicht nehmen lassen, das Projekt im Rahmen einer Kinotour in Deutschland zu promoten, bei deren Vorführungen er persönlich anwesend sein würde. Dabei führte ihn sein Weg auch nach München – Ehrensache, dass ich da unbedingt dabei sein wollte.

 

Terence Hill (rechts) mit Marcus Zölch im Kino
Terence Hill (rechts) mit Marcus Zölch im Kino

Einige Wochen nach dem Erwerb zweier Tickets war es dann soweit: Gemeinsam mit meiner Frau befand ich mich im Auto unterwegs nach München, im Gepäck eine DVD die ich mir nach Möglichkeit signieren lassen wollte. Zu der bangen Stunde, in der ich zusammen mit circa 300 anderen Fans vor dem Kino ungeduldig und letztlich vergeblich auf die Ankunft meines Stars gewartet habe, möchte ich jetzt nicht viele Worte verlieren. Punkt 18 Uhr saßen wir im Kino, und tatsächlich betrat Terence Hill begleitet von Marcus Zölch (einer der Darsteller aus „Sie nannten ihn Spencer“) die Bühne, begleitet von tosendem Applaus. Von unserem Platz in der letzten Reihe konnte man den Star zwar nur erahnen, aber dennoch war das ein ergreifender Moment für mich: Einmal mit Terence Hill im gleichen Raum sein. In gutem Deutsch plauderte der Schauspieler ungefähr zehn Minuten über seine erste Begegnung mit Bud Spencer sowie die Entstehung des Films und wünschte zum Abschluss viel Spaß. Dann verließ er die Bühne und der Film wurde gestartet. Meine Hoffnung, irgendwie doch noch ein Autogramm zu bekommen, hatte sich zerschlagen, da wir ihn auch nach der Vorführung leider nicht mehr zu Gesicht bekamen. Immerhin erhielt aber jeder Besucher vor Betreten des Kinos ein Bild mit einem gedruckten Autogramm, was zumindest eine schöne Erinnerung an den Abend darstellt.

 

„Mein Name ist Somebody“ weckt schon allein hinsichtlich seines Titels einiges an Erwartungen. Dieser ist natürlich ein geschickter Schachzug vom deutschen Verleih; zu den berühmten „Nobody“-Filmen besteht jedoch keinerlei Verbindung. Der von Hill gespielte Aussteiger Thomas will mit seinem Motorrad nach Spanien in die Wüste von Almeria fahren, um dort in der Abgeschiedenheit zu leben und… ja was will er da eigentlich? Ein Buch lesen, genau. Unterwegs trifft er auf die junge Lucia (Veronica Bitto), die gerade ein paar reiche Männer um ihr Geld erleichtert hat. Ein paar Bratpfannenhiebe später sind die wütenden Männer außer Gefecht und Lucia sitzt hinter Thomas auf dessen Harley. Man könnte meinen, und das war auch meine Hoffnung, dass sich nun ein Roadmovie á la „Renegade“ entspinnen würde. Doch weit gefehlt. Einmal am Zielort angekommen, der sich als zwei Westernhütten vor einem Hügel mitten in der Wüste herausstellt, passiert nicht mehr viel. Außer, dass Thomas eben sein Buch liest.

 

Es ist festzustellen, dass Terence Hill sich eine Altersweisheit zugelegt hat und von seinen früheren beschwingten Slapstick-Komödien nichts wissen will. Vielmehr versucht er dem Zuschauer eine ernste Botschaft zu vermitteln. Das große Problem des Drehbuchs und des gesamten Films ist jedoch, dass es nie geschafft wird, diese Botschaft klar zu formulieren. Stattdessen kommt es immer wieder zu bedeutungsschwangeren, mit Operngesängen unterlegten Szenen, die leider wenig zum Verständnis der Handlung beitragen, wohl aber dazu, dass das Anschauen stellenweise zu einer sehr anstrengenden Angelegenheit wird. Auch das Publikum war von dieser Art Film sichtlich überfordert. Zwanghaft klammerten sich die Zuschauer an jede noch so kleine Szene, die so etwas wie Witz versprühte, und dann war jeweils ein erleichtertes Lachen zu vernehmen.

Warum genau Lucia von zu Hause weg gelaufen ist, oder was Thomas‘ eigentliche Beweggründe sind, es bleibt schleierhaft. Hierzu hätte man sich gern noch die eine oder andere Erläuterung gewünscht. Mitten im Film kommt es dann plötzlich zu einem stilistischen Bruch in Form einer kurzen, aber zünftigen Prügelei, fast wie man sie von den früheren Auftritten kennt. Diese Szene gefällt zwar durchaus vor allem in Hinblick auf die Fitness von Terence Hill. Aber sie wirkt wie nachträglich aufgepfropft, ganz so als ob den Fans zumindest teilweise doch noch das geben werden sollte, wonach sie verlangen. Der dort prügelnde, kalauernde Held ist fast eine andere Person wie der angestrengt und ernst dreinblickende Thomas, den wir aus dem Rest des Films kennen. Insgesamt wirkt das Ganze somit unausgegoren und ist weder Fisch noch Fleisch.

 

Es gibt jedoch auch Positives zu berichten. Gedreht wurde in der Wüste von Almeria in Spanien, wo auch die Western mit Bud Spencer entstanden sind. Diesem ist der Film laut Terence Hill auch gewidmet. So sind einzigartig schöne Landschaftsaufnahmen entstanden, die angenehme Erinnerungen wecken. Zudem macht Hill auf dem Motorrad und im Allgemeinen nach wie vor eine sehr gute Figur, leicht hätte man ihm die Rolle des zwar gealterten aber durchaus fitten Actionhelden abgekauft. Gesprochen wird er in der deutschen Version erneut vom mittlerweile leider verstorbenen Thomas Danneberg, was den eingefleischten Fan natürlich freut. Und natürlich tut es trotz allem gut, den Helden der Kindheit einmal im Leben auf der großen Leinwand zu sehen.

Regie zu führen gehörte noch nie zu Terence Hills Stärken. Das gilt leider auch für seinen letzten Kinofilm. Vergangenes Jahr wurde nun verlautbart, dass es wohl noch einmal einen Western mit ihm geben soll, der als Fortsetzung der „Trinity“-Filme fungieren wird. Trotz seines stattlichen Alters traut man ihm die Rolle des gealterten Revolverhelden durchaus noch zu. Daher bleiben mir eine gewisse Vorfreude und die Hoffnung, dass Terence noch ein langes und gesundes Leben führen darf. Ich bedanke mich bei allen, die bis hierhin durchgehalten haben und wünsche Euch eine gute Zeit und allzeit ein paar Bohnen in der Pfanne! 


Hinweis: Die ursprünglichen Texte erschienen erstmals am 28. August 2018 und am 5. April 2021 auf Retrokram und wurden für die Neuveröffentlichung stark überarbeitet und ergänzt.


In der Galerie seht Ihr noch einige meiner persönlichen Highlights. Oben links ist meine Sammelkarte aus der Micky Maus abgebildet. Daneben meine beiden Original-Autogramme der Schauspieler. Als nächstes seht Ihr Bilder aus dem Miami Seaquarium. Auf dem letzten Bild versuche ich mich an einem Cosplay neben dem lebensgroßen Pappaufsteller von Gustavo Gusto Pizza“.


An dieser Stelle möchte ich auch noch auf den Podcast zu „Zwei bärenstarke Typen hinweisen, den ich vor einiger Zeit mit Dominik von Actionkult aufnehmen durfte.