Steffen Anton, 04.07.2025
Dinosaurier und kein Ende: Nachdem die Jurassic-World-Trilogie vor drei Jahren mit „Dominion“ zum Abschluss gekommen ist, gibt es nun mit „Jurassic World Rebirth“ neues Futter für Fans. Obwohl keiner der bisherigen Darsteller mit an Bord ist, sollten doch zwei Dinge aufhorchen lassen: Zum einen markiert der Film nach 28 Jahren die Rückkehr von Drehbuchautor David Koepp zum Franchise, zum anderen saß auf dem Regiestuhl Gareth Edwards, der zwar bisher noch nichts mit den Riesenechsen zu tun hatte, aber immerhin für das hochgelobte „Rogue One“ zuständig war. Mit Scarlett Johansson wird der neue Cast zudem von einem durchaus klangvollen Namen angeführt.
Die Story ist zum einen eine Fortführung der in der zweiten Trilogie etablierten Handlung, erinnert zum anderen aber sicherlich nicht ohne Absicht an „The Lost World: Jurassic Park“ und vor allem auch an „Jurassic Park 3“: Die neu erschaffenen Dinosaurier konnten sich nicht an die Lebensverhältnisse auf der Erde anpassen und haben sich in Gebiete rund um den Äquator zurückgezogen. Die Abenteurerin Zora Bennett (Scarlett Johansson) und der Paläontologe Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey) werden von einem Pharmakonzern engagiert, das Blut von drei besonders großen Dinosaurierarten zu beschaffen. Gemeinsam mit einem Team aus Spezialisten macht sich Zoe zu einer Insel vor der Küste von Surinam auf, wo sich die Dinos in das dortige Ökosystem integriert haben. Auf dem Eiland ist ebenfalls eine verlassene Forschungsstation der Firma InGen, in der seinerzeit genetische Experimente mit den Urzeitechsen durchgeführt wurden. Zur gleichen Zeit gerät die Familie von Reuben Delgado (Manuel Garcia-Rulfo) vor der Küste aufgrund der Attacke eines Mosasaurus in Seenot und muss ebenfalls auf der Insel landen. Während die eine Gruppe nun auf der Jagd nach den Blutproben ist, kämpft die andere um das nackte Überleben.
Grundsätzlich muss man David Koepp dankbar sein: Der Plot ist mit „Menschen gegen Dinos auf einer Insel“ deutlich straighter, als das verquere Konstrukt, das uns bei „Dominion“ präsentiert wurde. Zudem tut es der Handlung gut, dass von der Prämisse „die Dinos haben sich über die ganze Welt ausgebreitet“ wieder einen Gang zurückgeschaltet wurde. Niemand will Raptoren in Hochhausschluchten sehen, neben denen Motorräder herfahren. Man hatte doch ein wenig das Gefühl, dass sich die Macher hier in eine Sackgasse manövriert hatten. Und nun sind die Saurier wieder in dem Element, in dem sie sich am wohlsten fühlen und auch für den Zuschauer am effektivsten wirken: im Dschungel. Der Kunstgriff, diese neue Ausgangslage zu Beginn des Films mittels Schrifttafeln zu erklären, wirkt jedoch etwas unbeholfen: Vielleicht hätten hier einige Bilder und kurze Szenen zur Erklärung ebenfalls gereicht. Dennoch fühlt sich Koepps Drehbuch mehr wie ein Reboot an, als eine Fortsetzung. Dazu trägt auch bei, dass keiner der bisherigen Darsteller der vergangenen sechs Filme einen Auftritt bekommt. Dr. Alan Grant schafft es jedoch immerhin, erwähnt zu werden. Und auch der Autor des originalen Romans Michael Crichton wird zumindest in einem Easter Egg verewigt: Sein Name taucht auf einem Bus zu Beginn des Films auf.
Zur Logik der Geschichte sollte man übrigens nicht allzu viele Fragen stellen. Wie viele Inseln mit Forschungsstationen und Zuchtanlagen hatte InGen eigentlich? Und was hat eine Familie mit ihrem Boot in einer Zone zu suchen, die als absolutes Sperrgebiet gilt?
Stilistisch hat Gareth Edwards versucht, vor allem auf die Filme der ersten Trilogie zu rekurrieren. Nicht nur erinnern die Outfits von Dr. Loomis mehrmals an die seines Doktorvaters Grant. Auch gibt es einige Szenen, die eins zu eins als Hommage angesehen werden können. Am deutlichsten wird dies bei der Sequenz gegen Ende des Films in dem Snack-Laden, welche fast wie eine Kopie der berühmten Küchenszene aus Teil eins wirkt. Und die wunderbare Schlauchboot-Verfolgungsjagd mit dem T-Rex ist zwar nicht im ersten Film enthalten, wohl aber in Crichtons Buchvorlage.
Die Figurenzeichnung des Films bleibt überwiegend blass. Zwar hat Koepp versucht, Zora Bennett und ihrem Kumpel Duncan Kincaid (Mahershala Ali) eine tragische Backstory zu geben, das wirkt jedoch zu keiner Zeit überzeugend und kommt eher plump daher. Die anderen Teammitglieder sind noch oberflächlicher gezeichnet und segnen erwartungsgemäß relativ früh das Zeitliche. Allein die Chemie zwischen Dr. Loomis und Zora ist einigermaßen spannend. Loomis ist kein zweiter Grant, der in Indiana-Jones-Manier den Tag rettet, sondern eher ein Bücherwurm und Nerd, der unfreiwillig in diesen Actionplot geworfen wird. Martin Krebs (Rupert Friend), der als der übliche Antagonist in Diensten der bösen Arzneimittelfirma fungiert, bleibt ebenfalls relativ konturlos. Erstaunlicherweise funktioniert die Familie Delgado emotional wesentlich besser, als das Einsatzteam: Das Kind ist weniger nervig, als befürchtet, und ihre Odyssee über die Insel stellt den interessanteren Teil der Handlung dar.
Was ist nun mit den Dinos? Eine der großen Schwächen der „Jurassic World“-Trilogie war die Existenz von genetischen Kreuzungen und Superdinos, die es so nie gegeben hat. Im nun vorliegenden Film gibt es solche Neuschöpfungen ebenfalls. Sie spielen aber, und das tut dem Endprodukt sehr gut, über weite Strecken der Handlung keine große Rolle. Den an eine Mischung aus Alien und Cloverfield-Monster erinnernden „D-Rex“ hätte man getrost weglassen können, ohne dass die Handlung davon wesentlich beeinträchtigt worden wäre. Ebenso die geflügelten Wasauchimmer-Dinos, die in der zweiten Hälfte des Films zu einer Hauptbedrohung werden. Hier hätten die Raptoren sicher eine bessere Figur gemacht. Diese waren bisher zudem ein zentraler Stützpfeiler des Franchise, werden hier jedoch sträflich vernachlässigt. Es ist durchaus denkbar, dass David Koepps ursprünglicher Drehbuchentwurf keine derartigen Kreaturen enthielt, die Studiobosse aber gesagt haben: „Wir brauchen noch etwas richtig Ekliges, das noch nie da gewesen ist!“ Abgesehen davon bekommt der Zuschauer die ganze Palette der liebgewonnenen Dinos präsentiert, und vor allem der Quetzalcoatlus (ja, den gab es tatsächlich) ist beeindruckend in Szene gesetzt. Bei der Darstellung griff man wieder auf die bewährte CGI-Technik zurück, in Nahaufnahmen kamen Animatronics zum Einsatz.
Die Musik von Alexandre Desplat passt hervorragend zur Thematik, immer wieder einmal wird dabei John Williams' ehrfurchtgebietendes Originalthema eingeflochten. Das sorgt für den einen oder anderen Moment der Gänsehaut. Wobei man sich dann immer gleich fragt: Hat sich der Film das verdient?
Insgesamt kann man sagen, dass „Jurassic World Rebirth“ innerhalb des Franchise als ein wohltuender Schritt zurück bezeichnet werden kann. Die Handlung findet an einem einzigen Schauplatz statt und im Dschungel-Szenario kommen die Saurier doch am besten zur Geltung. Wie viel „Jurassic Park“ allerdings noch in dem Film steckt, bleibt fraglich. Obwohl immer wieder versucht wurde, die Magie des Originals wiederherzustellen, sind bisher sämtliche Versuche gescheitert. Für Dino-Fans gibt es trotzdem eine Menge zu sehen.